Es grünt nicht nur der Tannenbaum
Tipps für eine nachhaltige Weihnachtszeit
Text: Sandra Böhm
Oh du fröhliche, oh du selige Weihnachtszeit…! Zeit, die Wohnung festlich zu dekorieren, Zeit für die Familie, Zeit für köstliche Speisen und nicht zuletzt: Zeit des Konsums.
Zwischen all` diesem Organisieren, Einkaufen und dem Druck, alles ganz besonders zu gestalten, könnte fast die weihnachtliche Stimmung verloren gehen. Sollten wir uns da nicht auf das Wesentliche besinnen und uns mal überlegen, was man für ein schönes, entspanntes Fest wirklich braucht? Und wie aus etwas weniger vielleicht sogar etwas mehr wird? Wie wäre es denn, wenn wir die (Vor-) Weihnachtszeit dann auch noch gleich etwas „nachhaltiger” gestalten würden? Mit wenig Aufwand und völlig unkompliziert kann jeder von uns einen wichtigen Beitrag leisten, damit das Fest der Liebe nicht zum „Sündenfall” wird – hier ein paar Anregungen.
Weihnachtsdeko ohne Plastik
Fangen wir bei A wie Advent an. Muss es denn jedes Jahr ein neuer Kranz sein? Wo es doch so viele schöne Ideen gibt, wie der traditionelle Adventskranz mal anders gestaltet werden kann. Beispielsweise mit einer großen Schale, einem schönen Tablett oder einer kleinen Holzkiste, geschmückt mit Moos, Zweigen, Zapfen und Beeren aus Garten und Wald. Auch Adventskalender lassen sich ganz einfach selbst kreieren, z. B. indem man Stoffsäckchen, Papiertüten, Schachteln etc. individuell gestaltet, mit den Ziffern 1 bis 24 versieht und mit nützlichen oder leckeren Kleinigkeiten bestückt. Praktisch: Solche Adventskalender lassen sich jedes Jahr wieder verwenden.
Augen auf beim Christbaumkauf
Für die meisten von uns gehört zu einem gelungenen Weihnachtsfest natürlich ein festlich geschmückter Christbaum. Bei der Suche nach dem richtigen Baum sollten ökologische Aspekte im Vordergrund stehen – also nicht gleich zum erstbesten Billigbaum greifen! Diese kommen meist aus Plantagen, wo in der Regel gefährliche Pestizide gespritzt werden. Zudem haben solche Bäume oft eine weite Reise hinter sich. Es empfiehlt sich, beim Christbaumkauf auf ein FSC-Siegel zu achten. Bäume, die mit diesem Siegel zertifiziert sind, kommen aus nachhaltiger Waldwirtschaft. Noch besser: Beim Förster vor Ort nachfragen oder zum regionalen Christbaumhändler gehen, der naturschonend und ohne Gifte arbeitet. Hier kann der Baum oft sogar selbst geschlagen werden – ein großer Spaß für die ganze Familie (z. B. beim Oberweilbacher Christbaumschlagen). Mittlerweile gibt es auch einige Händler, die Bäume zur Miete anbieten. Das macht allerdings nur dann Sinn, wenn diese nicht durch halb Deutschland gekarrt werden müssen. Wer möchte, kann ganz auf einen herkömmlichen Baum verzichten und stattdessen auf Zweige oder „Bäume” aus Holz zurückgreifen, die immer wieder zum Einsatz kommen können.
Deko selbst machen aus Naturmaterialien
Auch bei der Weihnachtsdeko und beim Baumschmuck gibt es natürliche Alternativen. Wie wäre es beispielsweise mit selbstgebasteltem Schmuck aus Naturmaterialien wie Strohsternen, Wachsfigürchen, Zimtstangen, getrockneten Orangenschalen, Äpfeln und Nüssen – ganz so wie in alten Zeiten. Das sieht nicht nur wunderschön aus, es duftet zudem ganz unwiderstehlich.
Die richtige Beleuchtung
Damit es drinnen besonders gemütlich und heimelig wird, braucht es natürlich auch eine passende Beleuchtung – und was gibt es schöneres als den warmen, flackernden Schein einer Kerze? Beim Kerzenkauf empfiehlt es sich, auf Kerzen aus Bienen-, Soja- oder Olivenwachs bzw. Stearin zurückzugreifen. Diese sind nachhaltig und rußen nicht wie herkömmliche Paraffinkerzen. Sind Kerzenstummel übrig, können diese Wachsreste eingeschmolzen und neue Kerzen daraus geformt werden – eine schöne Beschäftigung in der Vorweihnachtszeit. Wer bei der Weihnachtsbeleuchtung auf Nummer sicher gehen und jede Brandgefahr ausschließen will, sollte zu energiesparenden LED-Lichterketten greifen. Diese haben den Vorteil, dass man den Baum meist länger und öfter beleuchtet.
Mit Verstand schenken
Den größten ökologischen Fußabdruck hinterlassen an Weihnachten tatsächlich die Geschenke. Umso wichtiger ist es, eine unnötige Geschenkeflut zu vermeiden und bewusst und mit Verstand zu schenken. Denn: Viele gut gemeinte Gaben werden oft gar nicht gebraucht oder verbreiten keine Freude. Daher ist es sinnvoll, entweder Selbstgemachtes, Gutscheine für einen Ausflug oder ein Essen zu verschenken – oder Dinge, die sich der/ die Beschenkte wirklich wünscht. Also warum nicht mal wieder einen Wunschzettel schreiben lassen, um unnötige Geschenke zu vermeiden? Bei Kindern kann es hilfreich sein, sie beim Erstellen des Wunschzettels zu begleiten – das kann dabei helfen, dass mancher Wunsch nochmal überdacht wird.
Wichtig ist natürlich auch zu wissen, woher die Sachen herkommen, die verschenkt werden. Wer besonders nachhaltig schenken möchte, tut dies am besten mit Produkten, die regional hergestellt wurden oder die zumindest beim Händler vor Ort zu haben sind. Wer dennoch Geschenke online bestellen möchte, sollte sich lieber bei kleinen, individuellen Shops umsehen, als bei den ganz großen Anbietern.
Verpacken ohne zusätzlichen Müll
Nach dem Schenken bleibt der Müll. Mit jedem ausgepackten Geschenk wächst der Müllberg unter dem Weihnachtsbaum. Natürlich sehen verpackte Geschenke schöner aus, aber es muss ja nicht das kunststoffbeschichtete Glitzerpapier sein. Mindestens genauso schön sehen Geschenke aus, wenn man sie in Zeitungspapier, Tapetenreste oder gebrauchte Kartons packt und das Ganze mit Farbe, Stempel und Stoffbändern selbst gestaltet. Auch alte Stoffreste sind eine tolle Alternative, sie können sogar mehrmals verwendet werden.
Weihnachtsessen mit gutem Gewissen
Weihnachten ist immer auch ein Fest der kulinarischen Genüsse. In vielen Haushalten kommen Gans, Ente oder Karpfen auf den Tisch. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass das Tier aus ökologischer Haltung kommt und nicht unter qualvollen Umständen fett gefüttert wurde. Mit dem Wissen, dass der Festtagsbraten zu Lebzeiten nicht unnötig leiden musste, schmeckt es gleich nochmal so gut und das Fleisch ist zudem gesünder. Ein bewusster Verzicht auf das Fleischgericht passt ebenfalls gut zum Grundgedanken von Weihnachten, dem Fest der Liebe. Bezieht man darin auch die Liebe zu Tieren mit ein, so lässt man sie am Leben und denkt über fleischlose Alternativen nach, die ebenfalls gut schmecken und genauso festlich sind!
Silvester goes green
Ist Weihnachten vorbei, steht schon das nächste „Großereignis” vor der Tür – Silvester. Traditionell wird das alte Jahr mit ordentlichem Krach verabschiedet. Ursprünglich sollten so böse Geister vertrieben werden. Allerdings entsteht beim Silvesterfeuerwerk eine erhebliche Feinstaubbelastung, und es kommen nicht selten Menschen zu Schaden und Tiere werden vom Lärm oft völlig verängstigt. Und natürlich entsteht wieder jede Menge Müll. Eine gemütliche Lagerfeuerrunde mit Freunden, Bekannten und Nachbarn ist hier eine schöne Alternative. Und wie wäre es dann mit einem lustigen Orakel mit Wachs statt mit Blei? Denn letzteres ist enorm gesundheits- und umweltschädlich – die Wachs-Variante dagegen ist absolut unbedenklich.
Mit diesen nützlichen Tipps rund um das Jahresende, können wir das vergangene Jahr zumindest mit einem etwas kleineren, ökologischen Fußabdruck verabschieden und mit einem guten Gefühl in das neue
starten. Wer noch mehr Informationen zum Thema sucht, kann mal einen Blick in dieses Buch der Edition Michael Fischer werfen.