Der geheimnisvolle Dreiherrenstein
Tief im Wald zwischen Geltendorf und Türkenfeld steht ein 60 cm hoher Grenzstein aus dem Jahre 1692, um dessen Standort sich manche Mythen und Legenden ranken.
Text und Bilder: Sigrid Römer-Eisele
Der Dreiherrenstein liegt etwas versteckt im Wald, und der Weg dorthin ist nicht ganz einfach zu finden. Auf dem letzten Teilstück geht man über weichen, sumpfigen Waldboden. Am Zielort angelangt, findet man sich wieder zwischen zwei wassergefüllten Waldsenken, in denen sich gerne der Nebel sammelt. Hier wird nachvollziehbar, dass dieser Platz in den vergangenen Jahrhunderten als unheimlicher Ort bezeichnet wurde, den man meiden sollte.
Der Sage nach war der Dreiherrenstein ein Tummelplatz von bösen Geistern. In lauen Nächten, so heißt es, seien insbesondere am Samstag nach dem Gebetläuten die Hexen aus der ganzen Umgebung heimlich auf ihren Besenstielen zum Dreiherrenstein geflogen, um hier auf ihren teuflischen Herrn und Meister zu warten. Wenn er endlich erschien, wurde eine wilde Orgie gefeiert, unmäßig gegessen und getrunken und die ganze Nacht hindurch getanzt. Doch wehe, wenn eine Hexe nicht rechtzeitig vor dem Gebetläuten auf ihrem Besen nach Hause flog! Dann gehörte sie für immer dem Teufel.
Auch der Bayerische Hiasl soll hier sein Unwesen treiben und sich an Allerheiligen mit seinen Spießgesellen treffen.
Hintergrund der düsteren Legenden, abschreckenden Sagen und Mythen rund um diesen Grenzstein war wohl die Absicht, die Menschen von diesem Ort fernzuhalten, damit niemand den Stein verrückt und sich so unrechtmäßig Land aneignet – darauf standen harte Strafen, die auch die ewige Verdammnis mit einschlossen.
Doch heute wird dieser besondere Ort von denen, die ihn kennen, gerne aufgesucht. Lehrer der Türkenfelder Schule besuchen ihn im Rahmen des Heimatunterrichts. In der Türkenfelder Ortszeitung „Türkenfeld im Blick“ erschien 2016 eine Wegbeschreibung zum Dreiherrenstein, der bis zur Gebietsreform 1972 auf Türkenfelder Flur stand und seither zur Geltendorfer Flur gehört (Eigentümer des Waldstücks ist aber das Kloster St. Ottilien).
Bedeutung des Steins
Der Stein markiert den Grenzverlauf dreier Besitztümer im 17 Jahrhundert. In die drei Seitenflächen des Steins sind die Wappen der drei Grundbesitzer eingemeißelt, deren Land in der jeweiligen Richtung lag. Das Rautenwappen zeigt den Besitzer Kurfürst Max Emanuel von Bayern an, das Wappen der Jesuiten steht für das Landsberger Jesuitenkolleg und das Wappen mit den gekreuzten Krummstäben ist das Wappen des Klosters Benediktbeuern.
Der Dreiherrenstein besteht aus „Ruhpoldinger Marmor“, welcher v. a. im süddeutschen Sakralbau verwendet wurde – ein roter Kalkstein, dessen Oberfläche jedoch durch Verwitterung grau geworden ist und vor einem Jahr vom Kloster mit weißer Farbe markiert wurde, um ihn als Grenzstein leichter sichtbar zu machen (die Farbe verwittert im Laufe der kommenden Jahre wieder).
Wegbeschreibung ausgehend vom DAV-Heim/Sportplatz Geltendorf (feste Schuhe sind empfohlen):
Das kleine Denkmal ist in der Tat einen Besuch wert. Und darüber hinaus kann die Suche nach dem Stein tief im Wald Spaß machen.
Neben dem DAV-Wald in Richtung Süden in den Wald hinein, nach ca. 300 m kommt eine Weggabelung – hier nicht nach links abzweigen, sondern geradeaus / halbrechts ca. 700 m weitergehen zur nächsten Wegkreuzung. Hier geradeaus / halb links und nach weiteren ca. 120 m links in den Wald einbiegen in eine zerfurchte Schneise, die von zwei Nadelbäumen (mit jeweils einem kleinen weißen Dreieck markiert) flankiert wird. Nach ca. 60 m leicht rechts halten und nach weiteren 40 m gelangt man an einen Hochsitz. Kurz hinter dem Hochsitz findet man rechts eine rot-weiße Metallstele, die den Weg zum Dreiherrenstein weist.