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Schluss mit Perfektion

Für ein entspannteres Leben

Text: Sandra Böhm

Charakteristisch für Perfektionisten ist, dass sie sich sehr hohe Ziele stecken und höchste Ansprüche an sich selbst haben. Damit einher gehen häufig große Angst vor dem Scheitern und dem Versagen und vor Verlust der Wertschätzung durch andere. Das führt nicht selten zu erheblichen psychischen Problemen wie Erschöpfungssyndrom, Depressionen, Angst- oder Essstörungen oder Zwänge.

Allerdings kann das Streben nach Perfektion durchaus auch positive Auswirkungen haben, beispielsweise bei der Bewältigung von anspruchsvollen Aufgaben oder einer guten Organisation. Daher muss zwischen funktionalem und dysfunktionalem Perfektionismus unterschieden werden.

Funktionale Perfektionisten sind Menschen, die ihr Bestes geben und sich intensiv darum bemühen, ihre Ziele zu erreichen. Können diese jedoch nicht vollständig erreicht werden, können funktionale Perfektionisten dennoch etwas Positives daraus ziehen. Denn trotz Niederlage oder Misserfolg können sie Stolz und Freude über das Erreichte empfinden.

Dysfunktionale Perfektionisten hingegen neigen dazu, sich ausschließlich mit dem „Nicht-Geleisteten” zu beschäftigen, was dazu führt, dass das Selbstwertgefühl und die Wertschätzung für sich selbst sinken oder ganz schwinden. Sie halten sich oftmals für Versager, darum versuchen sie, durch stetige Spitzenleistungen Anerkennung von außen zu erlangen. Diese Menschen können jedoch häufig Lob nicht annehmen oder fühlen sich dadurch angespornt, noch mehr zu leisten.

Dies kann zu Problemen wie Schlafstörungen, innerer Unruhe, Appetitlosigkeit, Konzentrationsstörungen, chronischer Müdigkeit und Erschöpfung, Magen-Darm- und Herz-Kreislaufbeschwerden führen. Gerade Frauen leiden besonders häufig unter dysfunktionalem Perfektionismus.

Illustration: Lilia Eisele


Tipps gegen Perfektionismus-Stress

Dabei ist dieser Perfektionismus-Stress gar nicht nötig. Wer ihm also entgegenwirken möchte, für den gibt es einige Tipps:

● Einfach machen! Wenn man zu viel nachdenkt, kann das von der eigentlichen Aufgabe abhalten. Ganz nach dem Motto: Machen ist wie wollen, nur krasser!

● Es müssen nicht immer 100% sein, in der Regel genügen meist schon 80% (Stichwort: Pareto-Prinzip), und die Gefahr, dass man sich in unwichtigen Details verfängt, wird dadurch wesentlich geringer.

● Auf die eigenen Bedürfnisse hören! Sich Pausen gönnen und diese auch als Chance sehen, um eventuelle Fehler eher zu sehen.

● Loslassen! Aufgaben auch mal liegen lassen. Am nächsten Tag sieht es vielleicht schon ganz anders aus. Stattdessen sich lieber öfter auch den schönen Dingen des Lebens widmen.

Natürlich lässt sich dysfunktionaler Perfektionismus nicht von einem Tag auf den anderen abstellen. Auch hier gilt: Geduld haben und Mut zur Lücke zeigen. Es ist nicht nötig, alles sofort umzusetzen. Lieber langsam angehen und dafür ohne Frust.

Wer merkt, dass er seinen unnötigen Perfektionismus und die damit einhergehenden Probleme selbst nicht in den Griff bekommt, sollte sich auf jeden Fall Hilfe durch Profis holen – sprich Psychotherapeuten oder Coaches.