Lust auf Obst
Obst aus dem eigenen Garten – Tipps & Tricks, damit die Ernte üppig ausfällt
Text: Dagmar Kübler
Apfel, Birne, Kirsche und Zwetschge – gesundes Obst schmeckt gleich noch einmal so gut, wenn es aus dem eigenen Garten kommt. Vom Obstanbau profitiert zudem die Natur: Biene & Co. lieben Obstbaumblüten und Schmetterlinge wie der Admiral werden im später dann im Herbst von herabgefallenen Früchten angelockt. Besonders für Kinder ist es ein prägendes Erlebnis, den Obstbaum von der Pflanzung bis zur Ernte über Jahre zu begleiten und „mit ihm zu wachsen“. Platz dafür ist dank spezieller Züchtungen auch im kleinsten Garten und sogar auf dem Balkon. Und mit den Tipps der Experten, die dem jezza! Rede und Antworten standen, gelingt der Obstanbau von Anfang an.
Welches Obst gedeiht in unserer Region am Besten?
Ganz klar: der Apfel. Vorausgesetzt, er wird nicht in nassen Boden gesetzt, sonst droht Wurzelfäule. Die Lage sollte so gewählt werden, dass der Baum auf jeden Fall ein paar Sonnenstunden genießen kann. Das ist insbesondere bei kleinwüchsigen Bäumen zu beachten. „Luft, Platz und Licht“, brauchen Bäume zum Gedeihen, zählt Gartenberaterin Conny Beausencourt von Ideengarten Ammersee in Dießen auf – die Sonne bringt die Früchte zum Reifen. „Für kleine Gärten bieten sich auf Unterlagen veredelte Bäume an. Säulenbäume kann man auch im Topf auf der Terrasse oder auf dem Balkon halten, sie haben aber keine so hohe Lebenserwartung. Da sie so zierlich sind, können sie aber auch ins Beet gepflanzt werden“, informiert Beausencourt. „Damit sie die Säulenform behalten, müssen sie jedoch oft zugeschnitten werden.“ Die Gärtnerin hat in ihrem eigenen kleinen Garten auch Spalierobst sowie eine Obsthecke gepflanzt. So wird der Platz optimal genutzt und zudem hat sie gleich auch noch einen Sichtschutz. Auch die Zwetschge kommt gut mit unserer Witterung zurecht. Birnen gedeihen am besten windgeschützt an Hauswänden. Pfirsich und Aprikose nehmen aber Spätfröste übel. Am besten sei es daher, so Beausencourt, sie eng an die Hauswand zu pflanzen, nachts mit Vlies abzudecken und tagsüber zu schattieren, bis die Nachtfröste vorbei sind.
Welche Baumformen eigenen sich für kleine Hausgärten?
Spindel- oder Buschbäume brauchen wenig Platz und lassen sich leicht beernten. „Unbedingt gut planen, beraten lassen und nach der Wuchshöhe fragen“, rät Beausencourt für den Kauf. Wichtig für einen guten Ertrag sei tatsächlich auch, dass Befruchtersorten in der Nähe wüchsen – bei Äpfeln, die Apfelbäume anderer Sorten brauchen, zählt dazu auch der Zierapfel, der mit seinen unzähligen kleinen Früchten nicht nur optisch einen Höhepunkt im Garten setzt, sondern im Winter auch Drosseln und Amseln Nahrung bietet. Während Sauerkirschbäume Selbstbefruchter sind, brauchen auch Birnenbäume eine Befruchtersorte in Reichweite.
Wie pflanzt man richtig?
Ganz wichtig sei es, ein großen Pflanzloch auszuheben (etwa 4-5 Mal so groß wie der Baum) und mit Erde zu verfüllen, die aus Pflanzerde, Humus und gedämpftem Kompost aus der Kompostwerk gemischt wird, raten die Gartenexperten von Scherdi in Landsberg. Denn gerade in Gärten von Neubauten sei der Boden stark verdichtet, oft mit Kies aufgefüllt und nur mit einer geringen Humusschicht bedeckt – kein idealer Start für Obstbäume. Containerware könne das ganze Jahr über in der frostfreien Zeit gepflanzt werden – ab Mitte Mai ist bei Scherdi in Landsberg eine große Auswahl an Obstbäumen erhältlich. Nicht vergessen: das Gießen. Bei Topfpflanzen sowieso, aber auch die kleinen Bäume im Garten müssen durchdringend gegossen werden, wenn zu wenig Niederschlag fällt. Tipp: Mit einer Schaufelprobe prüfen, wie tief das Wasser in den Boden eingedrungen ist.
Wie pflegt man die Baumscheibe?
Steht der Baum im Rasen, muss die sogenannte Baumscheibe (Boden um das untere Ende des Baumstamms) frei gehalten werden. „Rasen ist ein Starkzehrer, er frisst Stickstoff und verdichtet den Boden“, weiß Beausencourt. Jedoch können Frühlingsblüher wie Krokusse und bienenfreundliche Stauden gesetzt oder Ringelblumen gesät werden. Als Dünger eignet sich Kompost, der ca. 3 cm dick eingeharkt wird (nicht anhäufeln!) oder organischer Dünger wie Hornspäne. Um die Feuchtigkeit an der Baumscheibe zu halten, kann diese ganz dünn mit Rasenschnitt oder kleingehäckseltem Staudenschnitt abgedeckt werden.
Welche Sorten sind empfehlenswert?
Bei lokalen Gartenbauvereinen und Streuobstwiesen-Börsen gibt es manchmal die Möglichkeit, verschiedene Obstsorten durchzuprobieren und sich mit anderen Gartenbesitzern auszutauschen. „Hierbei stößt man oft auf interessante Entdeckungen und Erkenntnisse“, sagt GaLa-Bauer Luca Tietze aus Schondorf. Er empfiehlt folgende Säulenäpfel:
McIntosh: alte, sehr schmackhafte Apfelbaumsorte. Kommt fast ohne Schnitt aus, ist allerdings für Schorf und Mehltau anfällig, wenn sie zu nass steht. Blüht und trägt früh.
Jucunda: süß-würziger Geschmack und besonders saftig. Tolle rote Farbe. Sehr robust. Äpfel sind lagerfähig.
Rondo: Späte Sorte mit gut lagerfähigen Früchten. Langsamer Wuchs, Äpfel werden jedoch meist schon ab dem ersten Standjahr ausgebildet.
Warum wird ein Apfelbaum eigentlich geschnitten, Herr Tietze?
Zur Förderung eines kräftigen Gerüsts, zur Verminderung der Alternanz (also der natürlichen jährlichen Ertragsschwankungen), für einen höheren Fruchtertrag und gesündere Äpfel, um der Vergreisung vorzubeugen und das Leben des Baumes zu verlängern, so Luca Tietze.
Geschnitten wird im Juli oder August. „Der Vorteil des Sommerschnitts ist: geringes Wachstum nach dem Schnitt, weniger Wassertriebe, schnellere Heilung der Schnittwunden und Förderung der schon ausgebildeten Äpfel“, zählt Tietze auf. Nach dem Schnitt eines Baumes (Profi)-Werkzeug desinfizieren, um die Weitergabe von Krankheitserregern an andere Bäume zu verhindern.
Wie schneidet man richtig?
„Fragt man zehn verschiedenen Experten, erhält man zehn verschiedene Meinungen“, lacht Tietze. Tatsache ist, dass man je Altersphase unterschiedlich vorgeht.
Zu Beginn wählt man den Pflanzschnitt: Dieser wird nach der Pflanzung ausgeführt. Dabei werden drei starke Seitentriebe auserkoren, die man erhalten möchte (sie werden um etwa die Hälfte auf das innere Auge eingekürzt). Diese solle in etwa der gleichen Höhe, in der sogenannten Saftwaage stehen. Der Leittrieb in der Mitte wird ebenfalls eingekürzt, aber um ca. eine Scherenlänge höher als die anderen. Alle weiteren Konkurrenztriebe werden entfernt. Die nächsten 4 bis 5 Jahre erfolgt der Erziehungsschnitt: Dieser dient dazu, ein kräftiges Baumgerüst auszubilden. Konkurrenztriebe zu den auserkoren Hauptästen werden entfernt. Stark nach innen wachsende und aneinander scheuernde Äste ebenfalls. Wassersprösslinge können auch mit dem Sommerriss entfernt werden. Hierbei werden die Wassersprösslinge mit einem kräftigen Riss gegen den Strich ausgerissen. Überwachungsschnitt: Hierbei wird ähnlich wie beim Erziehungsschnitt vorgegangen. Der Leittrieb und die Hauptnebenäste werden jedoch nicht mehr abgeleitet. Altes oder krankes Holz und das herabhängende Fruchtholz vom Vorjahr wird entfernt. Wassertriebe und aneinander scheuernde Äste ebenfalls. Die Krone muss luftig und locker sein.
Bei Säulenäpfeln ist der Pflegeaufwand geringer. Es gibt einen gedrungenen Leittrieb und nur Kurztriebe seitlich. Hierbei ist es wichtig, den Baum luftig zu halten. Das verhindert Pilzbefall und fördert die Fruchtbildung. Konkurrierende und kranke Triebe müssen entfernt werden. Speziell Säulenäpfel neigen häufig zu Alternanz. Ausdünnen und nur maximal 30 Äpfel reif werden lassen beugt dem vor.