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Im Trend: Das Lastenrad

Eine Alternative zum (Zweit-)Auto?

Text: Dagmar Kübler, Fotos: Sigrid Römer-Eisele

Vom Freizeitbike zum Transportmobil

Dass das Fahrradfahren viele Vorteile mit sich bringt, ist unumstritten. Die Bewegung an der frischen Luft stärkt unser Immunsystem und hält uns fit. Zudem nimmt ein Fahrrad im Verkehr weit weniger Platz in Anspruch und stößt keine umweltschädlichen Abgase aus. Viele Pluspunkte also, aber es gibt auch Nachteile: Müssen mehrere Kinder transportiert werden, taugt das Fahrrad nicht, und auch nicht für größere Einkäufe und den Transport schwerer und sperriger Waren. Für Fahrten wie diese dient normalerweise das Auto und so kommen viele Familien nicht umhin, einen Zweitwagen anzuschaffen,
zumal der öffentliche Nahverkehr im ländlichen Raum schlecht ausgebaut ist. Ein Dilemma, aus dem das Lastenrad einen Ausweg bieten kann.
Zwar zeigen die Verkaufszahlen, dass Lastenräder noch immer ein Nischenprodukt sind – 2020 wurden 103.200 Lastenräder in Deutschland verkauft, im Vergleich zu fünf Millionen Fahrrädern und E-Bikes eher eine kleine Zahl – aber ein Anfang ist gemacht. Auch in unserer Region wagen Familien den Versuch, verzichten auf den Zweitwagen und radeln statt dessen.

Flotter Hase statt kleinem Renault

Familie Feigl aus Geltendorf schaffte vor etwa eineinhalb Jahren ihren alten Renault Modus ab und legte sich eine motorbetriebene Tandem-/Lastenrad-Kombination, den Pino von Hase (aus dem Rad-Häusl Utting) zu. Damit können die fünf Mitglieder der Familie nun im Wechsel entweder zu zweit (der vorne Radelnde hat eine liegende Position) fahren oder den vorderen Sitzplatz durch eine Fronttasche tauschen und so Güter bis zu einem Volumen von 120 Liter oder 40 Kilo transportieren. Das klappt prima. Mama Ursi radelt damit einmal wöchentlich die 16 Kilometer nach Schwifting (one way), wo sie in der Biogärtnerei arbeitet, zu ihren Arbeitseinsätzen nach Inning, zum Markt nach Utting oder nutzt den Pino als Bahnhofstaxi – und Wasserkisten lassen sich damit auch problemlos transportieren.

Nur ausnahmsweise sitzt Simon fürs Foto in der Fronttasche, in der sonst Einkäufe transportiert werden – das Pino ersetzt bei Familie Feigl aus Geltendorf den Zweitwagen.

Zwar kommen die neuen Lastenräder recht modern daher, doch ein wenig erinnern sie im Straßenverkehr auch an die frühen 1900er-Jahre, als nur wenige Menschen ein Automobil besaßen und das Fahrrad, ausgerüstet mit Anhänger, neben Ochs und Pferd das einzige Transportmittel war, sei es für Bretter, Kohlen oder Kartoffeln. Heute kann sich der Käufer zwischen verschiedenen Modellen entscheiden: ‚Long John‘ ist ein einspuriges Lastenrad mit verlängertem Radstand und tiefer Ladefläche vorne, das nicht unbedingt breiter ist als ein klassisches Fahrrad. Die Lenkung des kleineren Vorderrades funktioniert indirekt über Schubstange oder Seilzug. Beim einspurigen ‚Longtail‘ befindet sich die Ladefläche vor dem Hinterrad. Es ist damit länger, aber nicht breiter als ein übliches Rad. Ein ‚Trike‘ ist als drei- oder vierrädriges, mehrspuriges Lastenrad für große Zuladung geeignet. Die Ladefläche ist meist hinten. Es ist deutlich breiter und länger als das klassische Rad.

Bleibt nun die Frage: Welches Lastenrad passt für mich? Eine Entscheidungshilfe bieten neben den örtlichen Fahrradhändlern, die mit ihrer langjährigen Erfahrung stets die beste Wahl bei Beratung und Verkauf sind, Internetseiten wie www.nutzrad. de. Dort findet sich neben einer übersichtlichen Tabelle, die gegliedert ist in Fahrräder, Sessel- und Liegeräder auch eine lange Liste an Herstellern, viele davon aus Deutschland, Dänemark und den Niederlanden. Eine Beschreibung der bekanntesten Lastenräder, dazu zählen Marken wie Hase, Riese & Müller, Pfau, Babboe, Carqon, Gazelle, Herkules, Triobike und Urban Arrow, findet sich auch beim Lastenfahrrad-Zentrum (www.lastenfahrrad-zentrum.de).