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Wessobrunn: Kultur, Kloster, Kraftplatz

Der jezza! Ausflugstipp

Text: Sigrid Römer-Eisele, Fotos: Karl Michael Ranftl

Quell-Areal am Kloster Wessobrunn mit Pfarrkirche und mittelalterlichem Klosterturm.

Die sonnigen Herbsttage mit ihrer klaren Luft und den besonderen Farben laden ein, vor dem Winter noch einmal intensiv Kraft und Energie zu tanken. In unserer Region bietet sich hierfür z. B. ein Ausflug nach Wessobrunn an, das aufgrund seines spirituellen und künstlerischen Hintergrundes eine ganz besondere Ausstrahlung hat. Mit dem Fahrrad
oder zu Fuß erreichen wir Wessobrunn bequem von Raisting aus über die Mautstraße in nur 9 km – während die Anfahrt mit dem Auto über die reguläre Straßenverbindung mit 22 km fast zweieinhalbmal so lang ist.

Der Legende nach geht die Gründung des Ortes bzw. Klosters auf Herzog Tassilo III. zurück, der hier während einer Rast unter einer Linde einschlief und von einer Himmelsleiter an einer dreigeteilten Quelle träumte. Als ihn daraufhin der Jäger Wezzo zu einer kreuzförmigen Quelle führte, sah dies Tassilo als himmlische Weisung zur Errichtung eines Klosters, das er 753 stiftete.

Knapp 1300 Jahre soll diese Linde jetzt alt sein, unter der Herzog Tassilo 753 seinen Traum hatte.

Der benediktinische Standort „Wessofontanum“ entwickelte sich zu einer bedeutenden Stätte des spirituellen, kulturellen, wissenschaftlichen, künstlerischen und ökonomischen Lebens, an der Gelehrte Mönche und Äbte wirkten. Hier ansässige Baumeister, Bildhauer, Maler und Stukkateure begründeten den Ruf Wessobrunns als eines erstrangigen künstlerischen und kunsthandwerklichen Zentrums des Barock und Rokoko weit über Süddeutschland hinaus. Begabte Musiker und Dichter lebten an diesem geistlichen Ort zwischen See und Gebirge und verfassten ihre Werke. Nach der Säkularisierung, Auflösung und teilweisen Zerstörung vor 200 Jahren wurde das Kloster von Tutzinger Benediktinerinnen als Erholungsstätte für Kinder neu belebt. Vor einigen Jahren wurde es aufgegeben und zum Kauf anboten. Seither dienen die denkmalgeschützen Gebäude Martina Gebhardt als Produktions- und Vertriebszentrum des von ihr gegründeten Naturkosmetikunternehmens. Zudem beherbergen die altehrwürdigen Mauern das Pfarrzentrum und die Bücherei der kath. Ortsgemeinde. Mit seinem weitläufigen Klostergarten, den uralten Linden und dem legendären Brunnenhaus samt Tuffsteinbecken ermöglicht das gesamte Gelände reichlich Gelegenheit zum stillen Verweilen und Entdecken unvermuteter Kostbarkeiten.

Eine der größten Besonderheiten ist freilich das berühmte „Wessobrunner Gebet“, das älteste erhaltene christliche Gedicht der deutschsprachigen Literatur – verfasst auf Althochdeutsch im germanischem Stabreim. Gewaltig und bilderreich verkündet es „vom größten aller Wunder: von dem einen, allmächtigen und gütigen Gott, der schon war, als es Sonne und Mond, Himmel und Meer, Baum und Berg noch nicht gab“.

Den Text des „Wessobrunner Gebetes“ findet sich auf einem Gedenkstein in der Ortsmitte.

Zu all diesen Sehenswürdigkeiten, v. a. zu dem prominenten Gebetstext, führt der mediale Streifzug einer DVD, die der am Ammersee beheimatete Sozialpädagoge, Musiker und Meditationsbegleiter Karl Michael Ranftl, unterstützt durch seine Tochter Bildhauerin Katharina Ranftl und Filmkünstler Fritz Kral aus Landsberg, erstellt hat. Der Titel der kundig aufbereiteten Video-DVD, die mit 48-seitigem Booklet ins Thema einführt, lautet: Vom größten aller Wunder, Betrachtungen über das Wessobrunner Gebet – Eine musisch-meditative Monografie mit Bildern, Texten und Erläuterungen zum ältesten geistlichen Gedicht in deutscher Sprache.

Infos: www.verlagheilbronn.de/wessobrunner-gebet-dvd